Ortsbrandmeister Christian Wurst I
N T E R V I E W
taktiken und die leidvolle Erfahrung aus Unfällen bei
Einsätzen haben dazu geführt, den Schutz des Ein-
zelnen zu verbessern. Weiterhin hat der allgemeine
technische Fortschritt dazu geführt, dass sich die
feuerwehrtechnische Ausrüstung weiter entwickelt
hat. Wir sind hier noch nicht am Ende.
Mit 25 Jahre alten Feuerwehrgerätschaften können
Schadensfälle von heute nicht bekämpft werden.
Welche Ziele verfolgst du in den nächsten
Jahren und welches sind die größten
Herausforderungen?
Wir werden die Ausbildung und Ausrüstung konti-
nuierlich verbessern und zeitgemäß an die neuen
Herausforderungen der sich ändernden Technik an-
passen. Weiterhin gilt es, durch interessante Auf-
tritte unserer Wehr die Neugierde bei den Bürgern
zu wecken und so weitere motivierte Mitglieder zu
gewinnen. Hier ist es wichtig, die sogenannte Ta-
gesalarmstärke unserer Feuerwehr zu verbessern.
Eine große Herausforderung wird es sein, die Zu-
sammenarbeit unter den Feuerwehren zu verbessern
und zu optimieren. Die Verantwortlichen in der Ver-
waltung sind angehalten, die Ergebnisse der anste-
henden Brandschutzbedarfsberechnungen auch bei
knappen Kassen kurzfristig umzusetzen. Hierbei
müssen unbedingt die beteiligten Feuerwehren mit
ins Boot“ genommen werden. Wir werden den
Strukturwandel aktiv begleiten und hoffen auf eine
konstruktive Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr,
Politik und Verwaltung.
Gibt es etwas, was du der Mannschaft
gerne mit auf den gemeinsamen Weg
geben willst?
Wir haben ein tolles Team und ich wünsche mir, dass
alle Kameraden sich durch eine hohe Dienstbeteili-
gung auszeichnen und dabei gute Kameradschaft
halten. Jeder Einzelne sollte versuchen, sich immer
wieder zu motivieren und mit Spaß und auch dem
nötigen Ernst seinen Dienst in der Feuerwehr der
Stadt Bersenbrück zum Wohle aller Bürger jederzeit
zu leisten.
Welches war der ergreifendste, welches
der schlimmste, welches der lustigste
und welches der größte Einsatz?
Es gab viele aufsehenerregende Einsätze. Der
schlimmste Einsatz war ein tödlicher Unfall im Thie-
ner Feld, bei dem eine junge Mutter versucht hatte,
sich mit ihren beiden Kindern das Leben zu nehmen.
Bei dem Frontalzusammenstoß mit einem LKW sind
die Frau und ihr Säugling verstorben. Die 6-jährige
Tochter hat überlebt. Demgegenüber hatten wir na-
türlich auch viele lustige Begebenheiten, wie z. B. in
Alfhausen, wo wir nach einer Wasserspielaktion eine
feuchtfröhliche Nachbesprechung hatten, bei der
prompt ein Brandeinsatz kam. Mit leichten Verzö-
gerungen und nach einer kleinen Irrfahrt kamen un-
sere Leute dann schlussendlich doch noch an der
Einsatzstelle an. Große Einsätze gab es viele, wobei
die Brandeinsätze bei Lorenz in Wallenhorst oder
Brände der Hühnerfarmen in Gehrde, Rieste und Nel-
linghoff zu den großen Einsätzen zu zählen sind.
Du hast zwei Wünsche frei – was würdest
du dir von der Verwaltung bzw. Politik
und von der Bevölkerung wünschen?
Von der Verwaltung und Politik ein offeneres Ohr für
Neuanschaffungen, einhergehend mit der Bereit-
schaft zur kurzfristigen Umsetzung – einfach mal
auf die Fachleute hören. Von der Bevölkerung mehr
Akzeptanz für unsere Arbeit zum Schutz der Bürger
und größere Bereitschaft zur Mitarbeit, entweder als
Aktiver oder als Förderer im Förderverein.
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Sex bei Tempo 100
- 3
tot -
Einer der ergreifendsten Ein-
sätze war ein Verkehrsunfall
in Bersenbrück mit drei To-
desopfern. Die Feuerwehr
hatte bei diesem Einsatz das
Äußerste gegeben. Das
Schlimme an der Geschichte
war die reißerische und falsch
dargestellte Berichterstattung
der Bild-Zeitung mit der
Schlagzeile: „Sex bei Tempo
100 - 3
tot!“ Eine anschlie-
ßende Berichterstattung und
Gegendarstellung wurde im
ARD-Magazin „Panorama“
gesendet.